Im Rückspiegel: Japans Straßen waren dem Toyota 2000 GT nicht gewachsen
Er war Japans erster Supersportwagen und zugleich Urahn von mehr als 80 Sportcoupés, die Toyota bis zum heute aktuellen GR Supra präsentierte.
Vor allem aber gelang dem vor 55 Jahren vorgestellten Toyota 2000 GT schon vor Serienstart auf sich aufmerksam zu machen: Zunächst mit der rekordverdächtigen kurzen Entwicklungszeit von nur zehn Monaten, die ein Team aus Toyota und Yamaha Ingenieuren realisierte, dann mit drei Welt- und 13 Klassenrekorden bei Hochgeschwindigkeitsfahrten in Yatabe bei Tokio und schließlich krönte der seinerzeit schnellste Samurai diese Bilanz mit vielen Motorsporterfolgen.
Damit noch nicht genug des Ruhms, den der Toyota bereits erntete, bevor
er 1967 in den Schauräumen der Händler eintraf. Gab es doch noch einen
ganz speziellen 2000 GT, der zum rasanten Roadster umgebaut wurde und
dann im 1966 produzierten Filmabenteuer „Man lebt nur zweimal“ die
automobile Hauptrolle als erster japanischer Dienstwagen des
Geheimagenten James Bond übernahm. In Deutschland debütierte der offene
2000 GT im Vorfeld des Formel-1-Rennens „Großer Preis von Deutschland“.
Rund 450.000 Zuschauer feierten den schnellsten Toyota damals bei der
furiosen Demofahrt durch die „Grüne Hölle“ des Nürburgrings.
Bereits nach drei Produktionsjahren und nur 351 beim Spezialisten Yamaha
gebauten Exemplaren endete im Herbst 1970 seine Karriere bereits
wieder. Was den Mythos aber noch weiter steigerte. Der 2000 GT
avancierte mit seinem drehfreudigem Reihen-Sechszylinder zur weltweit
gesuchten sportlichen Stil-Ikone, für die Sammler heute Preise im
siebenstelligen Euro-Bereich aufrufen. Trotzdem haben zwei der raren
Sportler den Weg in die Kölner Toyota-Collection gefunden.
Als erster Imageträger von Toyota und Botschafter der gesamten
japanischen Automobilindustrie machte der GT globale Schlagzeilen. Mitte
der 1960er Jahre wurde das Exportgeschäft für Nippons
Fahrzeughersteller essentiell, allerdings fehlte es noch an sportlichen
Technologieträgern, die bei Europäern und Amerikanern Endorphine
freisetzten und so die Türen zu diesen Märkten öffnen könnten. Eine
Mission, die der 2000 GT als erster japanischer Sportwagen erfüllen
sollte und das passgenau zum 30. Geburtstag der Automobilproduktion bei
Toyota.
So kam es im Dezember 1964 zu einer Entwicklungskooperation zwischen
Toyota und Yamaha. Der ehrgeizige Zeitplan terminierte die Weltpremiere
des Toyota 2000 GT für die Tokyo Motor Show 1965. Zehn Monate blieben,
in denen das junge Entwicklungsteam – das Durchschnittsalter betrug nur
30 Jahre – unter der Leitung von Toyota-Chefingenieur Jiro Kawano und
dem legendären Designer Satoru Nozaki den Wagen konstruierte. Ungeachtet
des hohen Tempos, unter dem die Entwicklung erfolgte, blieb es dabei,
dass fast jedes technische Detail des Autos neu durchdacht oder erfunden
wurde.
Toyota 2000 GT (1967–1970) auf der 1966 eröffneten Teststrecke Higachi-Fuji in Yatabe. Foto: Auto-Medienportal.Net/Toyota
So wurden Armaturentafel, Lenkrad und Schaltknauf des Supersportlers mit
kostbarem, tief glänzendem Rosenholz ausgestattet. Ein sehr hartes,
dichtes und auch sprödes Holz, das Gefahr läuft unter Sonneneinstrahlung
oder Hitze zu reißen, aber nicht so im Toyota 2000 GT. Denn die
Holzspezialisten vom Klavierbauer Yamaha fanden neue Verarbeitungswege
für das Furnier. Auch die Glasproduktion wurde für den 2000 GT
revolutioniert, denn der bis dahin teuerste Toyota – mit 2,38 Millionen
Yen kostete er doppelt so viel wie die Luxuslimousine Toyota Crown –
wurde als erstes asiatisches Auto mit einer gebogenen
Panoramaglas-Frontscheibe ausgestattet. Die Lackierung erfolgte ebenso
wie die Produktion in Handarbeit – erstmals gab es keine
Farbton-Differenzen zwischen lackierten Metallen und Kunststoffen.
Toyota 2000 GT Cabriolet für den James-Bond-Film „Man lebt nur zweimal“ (1966). Foto: Auto-Medienportal.Net/Toyota
Unter der langen Motorhaube des 2000 GT arbeitete der weltweit modernste
und mit 150 PS (110 kW) bei 6600 Umdrehungen temperamentvollste
2,0-Liter-Sechszylinder seiner Klasse mit zwei obenliegenden
Nockenwellen und zentral in den hemisphärischen Brennräumen angeordneten
Zündkerzen. Das leer nur 1120 Kilogramm wiegende Sportcoupé erreichte
Tempobereiche, für die damals keine japanische Straße geeignet war.
Vollgastests und Weltrekordfahrten wurden erst möglich, als Toyota im
Oktober 1966 die neue Hochgeschwindigkeits-Teststrecke Higachi-Fuji in
Yatabe eröffnete. Die dort erzielte Durchschnittsgeschwindigkeit von
206,18 km/h über die Distanz von 10.000 Meilen (entspricht 16.093
Kilometer) war ein eindrucksvoller Weltrekord und Zuverlässigkeitsbeweis
für ein Serienauto, das sich erst im Prototypenstadium befand.
Zuvor hatte der Toyota 2000 GT schon sein Motorsportpotential
demonstriert, denn beim Start zum ersten 1000-Kilometer-Rennen von
Suzuka deklassierte der 2000 GT im Juni 1966 die Konkurrenz durch einen
souveränen Doppelsieg. Dank dreier Weber-Doppelvergaser leistete cer
Toyota nun 200 PS (147 kW) und war mit 250 km/h Höchstgeschwindigkeit
schneller als die V12-Rivalen. Diese Resultate beeindruckten sogar die
texanische Rennsportlegende Caroll Shelby. Für die Saison 1968 bereitete
Shelby deshalb drei Toyota 2000 GT vor, die in der Klasse C für
Produktionswagen gegen Porsche oder Triumph antraten.
Zuvor jedoch feierte Toyota im Frühling 1967 den Serienstart des von
Saturo Nozaki in skulpturalen Formen gezeichneten Gran Turismo, der als
einer der weltweit ersten Sportwagen über Klappscheinwerfer verfügte.
Trotz kompakter 4,18 Meter Länge präsentierte sich der 2000 GT als
Stilikone mit seiner scheinbar endlos langen Motorhaube, dynamischem
Fastback und berühmtem „Double-Bubble“-Dach.
Text: ampnet/jri
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