Der gebräunte Ellenbogen wird 50
Die Rüsselsheimer Legende bleibt der Manta. Und der wird in diesem Jahr 50 Jahre alt. Dass an der Entstehung nicht nur GM- und Opel-Ingenieure beteiligt waren, sondern gar Meeresforscher Jacques Cousteau, ist vielen Kennern kaum bewusster als der kultige Fuchsschwanz an der Antenne. Erstmals entdeckt wurde der Manta von Opel-Chefdesigner George Gallion in geheimer Mission.
Opel Manta. Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel
An einem Samstagmorgen im Jahr 1969 bestieg Gallion ein Flugzeug mit
Ziel Paris. Der amerikanische Designer in Opel-Diensten hatte sich mit
dem Team eines französischen Superstars verabredet, mit dem Team des
Meeresforschers Jacques Cousteau.
Opel Manta A (1971). Foto: Auto-Medienportal.Net
„Wir hatten uns für den Namen Manta entschieden. Tiernamen passten
damals zum Zeitgeist. In den USA waren der Ford Mustang und die Corvette
Stingray sehr erfolgreich. Ein solches Ponycar auf europäische Art war
ja auch der Manta. Nun hatten wir noch zehn Tage Zeit, ein Emblem für
unser Auto zu gestalten, doch wir fanden keine geeigneten Vorlagen
dafür“, erzählt Gallion 51 Jahre nach seiner Paris-Mission.
Opel Manta A (1970–1975). Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel
Also stieg er in den Flieger und sichtete in der französischen
Hauptstadt das Bildmaterial Cousteaus. Stundenlang. Bis endlich eine
Einstellung zu sehen war, in der ein gigantischer Teufelsrochen von
unten gegen den hellen Himmel gefilmt war. Der Opel Manta hatte seine
Identität gefunden und bekam fortan ein verchromtes Emblem an die
vorderen Kotflügel geschraubt.
Opel Manta GT/E (1974). Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel
Das sportliche Coupé mit dem Teufelsrochen-Emblem feiert im September
1970 Premiere. Die Vorstellung findet artgerecht an der Ostsee am
Timmendorfer Strand statt. Für Opel ist der Manta Neuland. „Das Auto,
das wir Ihnen heute präsentieren, stempelt kein anderes Modell zum alten
Eisen, sondern gesellt sich zu unserem bisherigen Programm als
wirkungsvolle Ergänzung und zur Deckung eines neu entstandenen Bedarfs“,
heißt es im Pressetext von damals.
Mit dem Fuchsschwanz beim 24-Stunden-Rennen: Opel Manta B. Foto: Auto-Medienportal.Net/Stanka
Attraktive, familientaugliche Coupés liegen voll im Trend.
Individualismus ist gefragt, die formal eigenständige Linie des Manta
kommt diesem Wunsch entgegen. Schon im ersten vollen Verkaufsjahr 1971
setzt Opel vom Manta 56.200 Einheiten allein in Deutschland ab;
insgesamt entstehen 498.553 Exemplare. Bodengruppe, Fahrwerk und Motoren
teilt sich der Manta mit dem Schwestermodell Ascona. Ein neuer
Vertreter der aktuellen Motorengeneration ist der 1,6-Liter-Vierzylinder
mit 68 PS – in der S-Ausführung sogar mit 80 PS. Der leistungsstärkste
Motor im Manta ist schließlich der 1,9-Liter-S-Vierzylinder mit 90 PS,
bekannt aus dem Opel Rekord.
Opel Manta B (1977–1988). Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel
Den Einstieg in die Manta-Baureihe markiert ab 1972 die
1,2-Liter-Version mit 60 PS. Im November des gleichen Jahres ergänzt mit
dem Manta Berlinetta eine gehoben ausgestattete Variante das
Modellprogramm. Sportlenkrad, heizbare Heckscheibe,
Halogen-Scheinwerfer, elektrische Scheibenwaschanlage und Vinyldach
gehören beim Berlinetta zum Serienumfang.
Der 1981 vorgestellte Manta 400 war als Straßen- und als Wettbewerbsversion erhältlich. Vom stärksten Vertreter der von 1975 bis 1988 produzierten Manta B-Baureihe wurden 245 Exemplare gefertigt. Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel
Zahlreiche Sondermodelle ergänzen das Portfolio in der fünfjährigen
Bauzeit: „Holiday“, „Plus“, „Swinger“ und „Sommer-Bazar“ kombinieren
gehobene Ausstattungsmerkmale mit einem vergünstigen Preis. 1974
erscheint das Topmodell Manta GT/E, dessen 1,9-Liter-Einspritzmotor mit
Bosch L-Jetronic 105 PS leistet. Im Stil der Zeit verzichtet der Manta
GT/E auf jeden Chromschmuck und setzt auf mattschwarzen Zierrat. Im
April 1975, kurz vor dem Debüt des Manta B, erscheint das letzte
Sondermodell: Der Manta „Black Magic“ basiert auf dem GT/E, ist ganz in
Schwarz lackiert und trägt rot-orange Zierstreifen auf den Flanken.
Der 144 PS starke 2,4-Liter-Vierzylindermotor mit Vierventiltechnik und zwei obenliegenden Nockenwellen des Opel Manta 400. Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel
Bereits 1975 debütiert mit dem Opel Manta B der nächste Teufelsrochen:
Die Rüsselsheimer führen gleich zwei Varianten im Programm: das Coupé
mit Stufenheck und das 1978 neu vorgestellte Combi-Coupé CC mit
Fließheck und großer Heckklappe. Seine lang anhaltende Popularität
sichert dem Manta B eine Sonderrolle in der über 120-jährigen
Automobilbaugeschichte des Unternehmens. Kein anderes Modell bleibt
länger unverändert am Markt als der Manta B – im Herbst 1975
präsentiert, läuft die zweite Generation des Opel Manta bis 1988
insgesamt 557.940 Mal vom Band.
Opel Manta B Filmfahrzeug (1983). Foto: Auto-Medienportal.Net
Wie schon bei den Vorgängern teilen sich das Coupé und die
Mittelklasse-Limousine Ascona die technische Basis bestehend aus
Bodengruppe, Fahrwerk und Antrieb. Das Angebot an Vierzylindermotoren
umfasst beim Manta B über die gesamte Produktionsdauer hinweg 14
Versionen mit Hubräumen zwischen 1,2 und 2,4 Liter, die Leistungsspanne
liegt zwischen 55 PS und 144 PS.
Opel Manta B Filmfahrzeug (1983). Foto: Auto-Medienportal.Net
Immer neue Modelle und Motorisierungen ergänzen und erweitern die
Baureihe und halten sie jung. Eng verbunden mit dem Manta B sind
bekannte Ausstattungs-Kürzel wie SR, Berlinetta, GT, GT/J oder GT/E.
1979 ersetzen neu entwickelte OHC-Motoren Teile der alten Triebwerke mit
seitlicher Nockenwelle. Das Topmodell GT/E entwickelt 105 PS sowie 110
PS mit dem größeren 2,0-Liter-Motor und wird 1984 in GSi umbenannt.
Opel Manta B Filmfahrzeug (1983). Foto: Auto-Medienportal.Net
Der stärkste und seltenste Vertreter der B-Baureihe ist der 1981 auf dem
Genfer Salon vorgestellte Manta 400. Ab Werk verfügt der Manta 400,
dessen Bezeichnung sich aus der für die Homologation für die
Renntourenwagen der Gruppe 4 notwendigen Anzahl von 400 gebauten
Exemplaren ableitet, über einen 2,4 Liter-DOHC-Vierzylindermotor mit
Vierventiltechnik und 144 PS. Mit einem Manta 400 gewinnen Guy Colsoul
und Alain Lopes 1984 bei der Rallye Paris-Dakar die Wertung der
nicht-allradgetriebenen Fahrzeuge und erreichen den 4. Platz im
Gesamtklassement hinter drei Autos mit Allradantrieb.
Opel Manta B Filmfahrzeug (1983). Foto: Auto-Medienportal.Net
Seinen Ruhm erlangte der Manta nicht zuletzt aufgrund der
Fangemeinschaft des Manta B. Das zweite Modell war ein beliebtes Objekt
für zeitgenössische Tuningumbauten und mit einer Reihe von Klischees,
wie etwa den Manta-Witzen verbunden. Zu Ehren des Kults wurden dem Manta
zwei Filme, "Manta, der Film" und "Manta, Manta", gewidmet. In
Letzterem kommt ein Manta B GSi mit Mattig-Breitbau zum Einsatz, der
seinerzeit von Lackspezialist Christian Petzoldt in Hagen in drei
aufwändigen Candy-Farbtönen lackiert wurde. Der Manta der Filmfiguren
"Berti" (Til Schweiger) und "Uschi" (Tina Ruland) steht auch heute noch
ikonisch für die Tuning-Ära der Neunziger.
Opel Manta B Filmfahrzeug (1983). Foto: Auto-Medienportal.Net
Die letzten beiden erhältlichen Versionen des Manta B sind das Topmodell
GSi und der beim Tuner Irmscher in kleinen Stückzahlen gefertigte GSi
Exclusiv. Insgesamt sind von Manta A und B über eine Million Exemplare
verkauft worden.
Text: ampnet/deg
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