120 Jahre Autobau bei Opel: Der Lutzmann legte den Grundstein
Opel gehört zu den traditionsreichsten Fahrzeugherstellern der Welt. In diesem Jahr feiert die Marke 120 Jahre Automobilbau. 1899 – vier Jahre nach dem Tod des Firmengründers Adam Opel – startete Sophie Opel auf den Rat ihrer Söhne Carl, Wilhelm und Friedrich die Automobilproduktion. Was in einer Werkstatt in Rüsselsheim am Main mit insgesamt 65 handgefertigten Opel Patentmotorwagen „System Lutzmann“ begann, entwickelte sich zu einer Firmengeschichte mit bis heute mehr als 70 Millionen gebauten Fahrzeugen.
Opel stieß mit dem Kauf der Anhaltischen Motorwagenfabrik von Friedrich
Lutzmann zu den Automobilpionieren des ausgehenden 19. Jahrhunderts –
wie Daimler, Benz und Peugeot. Im Frühjahr 1899 wurde der erste Opel
(Patentmotorwagen „System Lutzmann“) in Rüsselsheim hergestellt. 1901
holte sich ein zum Rennwagen umgebauter Lutzmann den ersten Platz beim
Bergrennen Heidelberg-Königstuhl. Acht Jahre später präsentierte Opel
einen hochmodernen Kleinwagen zum Kampfpreis. Der 4/8 PS Doktorwagen
verfügt bereits über einen von Opel konstruierten und gebauten
Vier-Zylinder-Reihenmotor. Das Auo sei das ideale Gefährt für „Ärzte,
Tierärzte und Rechtsanwälte“, verspricht Opel in der Werbung in Bezug
auf die Modellbezeichnung. Der Doktorwagen war zu Preisen von 4000 bis
5000 Mark erhältlich, während viele Autos dieser Zeit um die 20 000 Mark
teuer sind. So erschlossen sich die Rüsselsheimer einen deutlich
größeren Kundenkreis.
Friedrich – damals zum Chefkonstrukteur aufgestiegen – und sein Bruder
Wilhelm führten 1924 die Fließbandproduktion bei Opel ein, mit der die
Ford-Werke 1913 als erste in den USA im industriellen Fahrzeugbau
begonnen hatten. Der Rüsselsheimer Automobilhersteller stellte den 4/12
PS „Laubfrosch“ auf die Räder. Dank der Fließbandfertigung war der 60
km/h schnelle Zweisitzer ab 3900 Goldmark zu haben. Später gab es den
„Wagen für Jedermann“ bereits für 1930 Reichsmark. In den Folgejahren
entstand auf der Laubfrosch-Technik eine ganze Fahrzeugfamilie. Bis 1931
wurden insgesamt 119 484 der 4-PS-Modelle produziert.
So wichtig der Opel Laubrosch für die Zwanzigerjahre war, war es der
Kadett in den 1930ern. Das Modell folgte dem erfolgreichen Opel P4 und
debütierte 1936 mit selbsttragender Stahlkarosserie, Einzelradaufhängung
vorn, Vier-Zylinder-Viertaktmotor sowie hydraulischen Trommelbremsen.
Die Preise lagen deutlich unter denen der direkten Mitbewerber. 1938
kostete die „Normal-Limousine“ erschwingliche 1795 Mark.
Der erste komplett neu konstruierte Opel nach dem Krieg hieß Olympia
Rekord. Mit Pontonkarosserie und verchromtem Haifischmaul läutete der
Newcomer 1953 eine neue Zeit ein. Das Design zitierte in der
Wirtschaftswunderzeit den Stil der großen US-Limousinen. Mit dem Olympia
Rekord Caravan tauchte noch dazu eine neue Fahrzeuggattung auf – der
Lifestyle-Kombi für die ganze Familie.
Ein völlig neuer Opel Kapitän startete 1954, der Rekord P2 erschien
1960, der Nachfolger Rekord A folgte bereits drei Jahre später – mit
Scheibenbremsen und kurz darauf sogar als Sechszylinder. Ob als Coupé,
Kombi oder Limousine – das Mittelklasse-Modell wurde zum Inbegriff der
neuen Mittelschicht in der noch jungen Bundesrepublik. Bis 1965 wurden
882 433 Rekord A produziert. Mit diesem Erfolg stand die Tür weit offen
für die „Großen Drei“: 1964 trat das berühmte Dreiergespann Kapitän,
Admiral und Diplomat in der Oberklasse an. Bei der B-Generation dieser
so genannten KAD-Modelle sorgte die legendäre De-Dion-Hinterachse für
besonders hohen Fahrkomfort. 1968 führte Opel zudem bei allen
Pkw-Modellen die Sicherheitslenksäule ein, mit der dem immer dichter
werdenden Verkehr Rechnung getragen wurde.
Opel Kapitän A V8 (1966, links) und Opel Diplomat B V8 lang (1976). Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel
1962 wurd der Name Kadett wiederbelebt. Während viele Konkurrenzmodelle
zu jener Zeit noch mit Zweitaktern oder luftgekühlten Heckmotoren
unterwegs waren, bot der Opel den Komfort eines wassergekühlten
Vierzylinders, eine geräuscharme Vier-Gang-Schaltung und ein großes
Karosserieangebot vom Coupé bis zum Caravan.
m Juni 1964 eröffnete Opel als erster europäischer Hersteller ein
modernes Designstudio in Rüsselsheim. Bereits auf der IAA 1965 feierte
mit dem Experimental GT das erste Konzeptfahrzeug eines europäischen
Automobilbauers Weltpremiere. Nur drei Jahre später stand der
serienreife Opel GT beim Händler – die Geburt einer Sportwagenlegende.
Dank Großserientechnik für viele erschwinglich, wurde der GT ein Hit.
Diesem Muster folgten die Rüsselsheimer weiter. Der Manta startete 1970
und teilte sich die Technik mit dem Ascona – genau wie der Calibra ab
1989 mit dem Vectra. Als Topmodell Calibra Turbo 4x4 verfügte der
Aerodynamikweltmeister (cw-Wert: 0,26) über 204 PS und bot die
Fahrleistungen fast doppelt so teurer Sportwagen.
Text: ampnet/jri
Legendärer Werbeslogan für den Opel GT (1968–1973): „Nur Fliegen ist schöner…“ Foto: Auto-Medienportal.Net/Opel
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